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„Ein bedeutender Moment für Frauen in Deutschland.“ Dorothee Bär spricht im Bundestag über eine wichtige Neuerung: den Mutterschutz nach einer stillen Geburt. Warum dieser Schutz so dringend nötig war und welche Veränderungen jetzt kommen – erfahren Sie in dieser bewegenden Rede:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Es ist hier angeschrieben: „Mutterschutzanpassungsgesetz“. Das ist ein typisch deutsches Wort. Hinter „Mutterschutzanpassungsgesetz“ versteckt sich aber sehr viel mehr. Wir als Fraktionen haben erkannt, dass wir in Deutschland hier eine Lücke haben. Ich bin dankbar, dass wir sie erkannt haben, auch dank Natascha Sagorski und dank vieler Mitstreiterinnen.
Jetzt schließen wir gemeinsam diese Lücke für die betroffenen Frauen.
Eine stille Geburt ist ein sehr schwerer Verlust. Eine Frau, die das durchgemacht hat, musste sich bislang krankschreiben lassen – oder wurde gar nicht krankgeschrieben. Sie hat schmerzhaft erfahren müssen, dass es, wenn sie Zeit und Raum braucht, in Deutschland gar nicht so einfach ist, das zu bekommen. Einen solchen Schutzraum gibt es jetzt lückenlos von der 13. bis zur 24. Schwangerschaftswoche.
Das ist so wahnsinnig wichtig, weil ab der 13. Woche eine Schwangerschaft sozusagen als sicher gilt. Das kennen wir alle aus dem näheren, aus dem weiteren Umfeld, jede Frau kennt das, die schon mal schwanger war: In der Zeit nach der zwölften Woche schleicht sich das gewisse Gefühl ein, dass man aufatmen kann und dass man es jetzt endlich jedem mitteilen kann. Wenn dennoch ein Abgang passiert, ist das ganz intensiv. Wir wissen, dass sich ab der 13. Woche auch psychologisch die Bindung der werdenden Mutter zum Baby ganz besonders entwickelt. Es dann bis zur 24. Woche zu verlieren – man muss sich vorstellen: das ist Ende des sechsten Monats, wenn ein Baby schon einen Greifreflex entwickelt hat, wenn es schmecken kann, am Daumen lutscht –, ist höchst dramatisch. Deswegen war diese Neuregelung fällig.
Sie wäre übrigens auch beim Mutterschutz für Selbstständige und für Gründerinnen längst fällig. Wir hatten hier auch einen sehr guten und konkreten Vorschlag gemacht, der von der Ampel leider abgelehnt wurde, weil sie weiter nach Lösungen suchen wollte. Ich hätte mir gewünscht, dass wir in dieser Legislaturperiode beim Mutterschutz weitergekommen wären.
Aber heute ist ein guter Tag. Ich bin – das muss ich an dieser Stelle sagen – stolz auf unsere Fraktion, weil wir bei der Frauenpolitik bewiesen haben, dass man auch aus der Opposition heraus sehr viel anstoßen kann – für Frau-en, für Mütter, bei der Frauengesundheit, im Kampf gegen Gewalt und Prostitution und eben heute bei diesem wichtigen Thema des Mutterschutzes nach Fehlgeburten. Da danke ich besonders meiner Fraktion und auch unserem Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz, der uns hier immer unterstützt.
Abschließend bleibt mir bei diesem wirklich schwierigen Thema nur noch zu sagen: Es ist gut, dass wir diese Regelung jetzt haben, und es ist auch gut, dass wir das heute im Konsens entscheiden. Trotzdem wünsche ich allen Frauen da draußen, dass sie dies nie in Anspruch nehmen müssen.
Ganz herzlichen Dank.
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