Die Mehrheit der Muslime in Deutschland ist zwar gut integriert, aber nicht organisiert. Die häufig auslandsfinanzierten muslimischen Verbände hingegen vertreten nur eine kleine Minderheit, sind aber Sprachrohr und einziger Gesprächspartner der Politik.
Dieses Dilemma müsse aufgelöst werden, da waren sich die Journalistin Düzen Tekkal und die Professorin Susanne Schröter einig. Sie berichteten beim Gesprächskreis Islam der CSU-Landesgruppe über die Organisation islamischen Lebens in Deutschland.
Gesprächskreis Islam der @csu_bt heute morgen mit @DuezenTekkal und Prof. Dr. Susanne Schröter pic.twitter.com/RqnqsghIvl
— Alexander Radwan (@AlexanderRadwan) 7. Juli 2016
„Wir müssen den Auslandseinfluss kappen. Aber was können wir den liberalen Muslimen in Deutschland anbieten, um sich zu organisieren?“ – diese Schlüsselfrage stellte Alexander Radwan den Expertinnen. Der CSU-Politiker hatte den Gesprächskreis der Landesgruppe vergangenes Jahr ins Leben gerufen und schon einige Veranstaltungen zu Themenkomplex Islam organisiert.
Schröter warnte davor, dass die moderaten und liberalen Muslime als Gesprächspartner der Politik ins Hintertreffen gerieten. Sie schlug die Einführung eines Gremiums in Form einer sogenannten Schura – analog der Islamkonferenz – vor. Hier wären dann sowohl die Verbände als auch einzelne Persönlichkeiten gleichberechtigt vertreten. „Es gibt in Deutschland inzwischen eine aufgeklärte, islamische Theologie, aber die kommt nicht vor im Religionsunterricht und in den Moscheen“, stellte die Professorin fest. Dies müsse sich ändern. Für die muslimischen Kinder und Jugendliche wäre es sinnvoll, mit einen Islamverständnis aufzuwachsen, das ein Gegengewicht zur Lehre in den Moscheen bilde. „Hier würde ein reflektierten, vernünftiger Unterricht unendlich viel bringen“, so Schröter. Sie wies darauf hin, dass man jedoch das Modell der Stellung der Kirchen in Deutschland nicht 1:1 auf den Islam übertragen könne, da der Islam nicht kirchlich organisiert sei.
Auch Tekkal sprach sich für eine Stärkung liberaler Muslime aus: „Wir müssen über neue Organisationsstrukturen nachdenken.“ Sie räumte jedoch ein, dass ein liberales Gegengewicht auch innerislamisch mobilisiert werden müsse und warnte vor der kollektiven Opferrolle, mit der die Islam-Verbände ganz bewusst spielten. Sorge bereitet Tekkal zudem das fehlende deutsche Identitätsbewusstsein vieler muslimischer Jugendlicher – dieses würde von den Imamen in den Moscheen häufig noch unterstützt. Für die Lehrer an den Schulen forderte sie eine „Bildung der Bildenden“, im Moment seien viele völlig überfordert mit der Situation.
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