Redeauszug der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner in der Bundestagsdebatte zur Med. Versorgung von Kindern u. Jugendlichen, 10.10.2024:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir als Unionsfraktion legen heute einen Antrag zur Verbesserung der Geburtshilfe und der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland vor, und wir tun dies, weil es uns ein Herzensanliegen ist.

Die Zeit der Schwangerschaft, des Mutterwerdens und dann des Mutterseins ist für jede Frau eine ganz besondere Zeit, eine Zeit, an die man sich sein Leben lang erinnert. In dieser Zeit haben Frauen vor allem ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Die Geburt – wenn etwas schiefgeht, aber natürlich auch wenn alles gut geht – prägt sich ein Leben lang ein. Deswegen ist das Bedürfnis nach Sicherheit von werdenden Müttern so berechtigt, und deswegen legen wir diesen Antrag vor. Das ist auch eine Frage von gleichwertigen Lebensverhältnissen. Denn wir wollen natürlich, dass alle werdenden Mütter sowie die Kinder und Jugendlichen gut versorgt sind, egal ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnhaft sind.

Zur Realität gehört leider, dass die gegenwärtige Gesundheitspolitik diesem Bedürfnis nicht ausreichend nachkommt; sie schafft es im Moment einfach nicht. Deswegen ist es unsere Aufgabe als Opposition, hier den Finger in die Wunde zu legen und zum Handeln aufzufordern.

Eine gesicherte Finanzierung und auskömmliches Personal sind gerade bei der Geburtshilfe wesentlich. Darum müssen wir uns kümmern. Denn bisher geht es vor allem um Quantität – das gilt auch für die Gesetzgebungsinitiativen zu den Krankenhäusern, die kommen sollen –; es wird nicht ausreichend berücksichtigt, wenn die entsprechende Qualität beispielsweise in den Kreißsälen vorhanden ist. Deswegen fordern wir in unserem Antrag eine auskömmlich finanzierte Geburtshilfe.

Das gilt auch für die Kinderkliniken. Wir fordern, dass auch die Kinderkliniken nicht nach Menge berechnet werden, sondern tatsächlich analog zu regulären Behandlungen im Krankenhaus. Also eine auskömmlich finanzierte, nicht ausschließlich von Fallzahlen dominierte Finanzierung von Geburtshilfe und Kinderkliniken, das ist eine unserer Kernforderungen.

Wir möchten, dass der tatsächliche Vorhalteaufwand bezahlt und finanziert wird. Wenn man sich die Systematik des Krankenhausstrukturgesetzes anschaut, dann stellt man fest, dass es viel sinnhafter wäre, Pauschalen in diesem Bereich zu organisieren, statt umständlich berechnete Vorhaltefinanzierungen auf den Weg zu bringen.

Und natürlich wissen wir auch: Das alles nützt gar nichts, wenn wir nicht in der Lage sind, in diesem Bereich entsprechend Personal zu gewinnen. Deswegen – das ist ein weiterer Kernpunkt in unserem Antrag – wollen wir die hebammengeführten Kreißsäle unterstützen.

Wir wissen, überall ist der Druck der Suche nach Nachwuchskräften groß. Um junge Frauen für den Beruf der Hebamme zu gewinnen, ist es wichtig, dass wir die Arbeitsbedingungen ganz klar verbessern. Wir müssen darüber hinaus die Menschen im Beruf halten, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, die mehr Verantwortung übernehmen wollen, sei es in der Pflege oder sei es bei den Hebammen. Und das ermöglicht ein hebammengeführter Kreißsaal. Das Spannende an diesem Konzept ist, dass es gerade den großen Kliniken zukünftig eine Perspektive bieten kann: auf der einen Seite der hebammengeführte Kreißsaal, bei schwierigen Geburten mit Komplikationen die andere Seite der Klinik nutzen zu können und natürlich zu unterstützen, wenn es den Kindern oder den Müttern schlecht gehen sollte, aber eben immer in dem Bewusstsein, dass die natürliche Geburt im Vordergrund steht. Das steht in unserem Antrag, und wir werben sehr darum, das zu unterstützen.

Wir fordern zudem eine Kinderarztquote. Wir wollen dafür mehr Studienplätze in unserem Land einrichten; denn wir wissen auch: Wo früher ein Arzt ausreichend war, sind mittlerweile drei Personen nötig, um die Arbeit zu erfüllen. Und es ist einfach nicht akzeptabel, dass es in unserem Land Regionen gibt, in denen teilweise über zwei, drei, vier Jahre kein Kinderarzt zu finden ist. Deswegen fordern wir, in einer konzertierten Aktion zusammen mit den Ländern Studienplatzkapazitäten in diesem Bereich aufzubauen. Um die Kinderarztquote erfüllen zu können, fordern wir, denjenigen, die bereit sind, sich in diesen Regionen niederzulassen, vorrangig einen Platz zum Medizinstudium zu gewähren.

Wir fordern, dass die ärztliche Weiterbildung für Kinderärzte frei von jeglichem Finanzierungsvorbehalt gestellt wird. Wenn jemand im ambulanten Bereich seine Weiterbildung machen will, dann soll das auch finanziert werden und nicht im Wettbewerb mit den Krankenhäusern stehen, die bekanntermaßen eine höhere Vergütung anbieten können.

Wir fordern zudem eine bundesweite Erhebung an Pflegeschulen für den Bereich Kinderkrankenpflege und einen Rechtsanspruch auf ein Case- und Care-Management für besonders belastete Familien. In unserem Antrag stehen ganz konkrete Punkte.

Ich werbe sehr darum, dass zumindest der eine oder andere Punkt aufgegriffen wird, um die Versorgung zu verbessern.

Vielen Dank.

Druckversion