Redeauszug des Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer in der Bundestagsdebatte zur Fußball-EM 2024, 14.6.2024:

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! 

Bei vielen von uns steigen so langsam die Begeisterung, die Vorfreude, bei dem einen oder anderen auch die Nervosität oder die Anspannung. In wenigen Stunden beginnt die Europameisterschaft, das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland findet statt. Und natürlich drücken wir unserer Mannschaft nachdrücklich die Daumen. Wir hoffen auf ein gutes Abschneiden unserer Nationalmannschaft, auf einen erfolgreichen Auftakt heute, aber natürlich auch auf einen weiteren erfolgreichen Turnierverlauf, vielleicht sogar bis zu einem Europameistertitel.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, Sport ist wichtig, aber Sport ist nicht alles. Über all dem steht aus meiner Sicht, dass in den nächsten viereinhalb Wochen die wirklich wunderbare Gelegenheit besteht, dass Deutschland einerseits ein positives Bild nach außen verkauft, dass wir eine positive Visitenkarte nach Europa und in die Welt abgeben, aber dass diese Europameisterschaft möglicherweise auch dazu beiträgt, den inneren Zusammenhalt in unserem Land wieder zu stärken.

Natürlich hat der OK-Chef Philipp Lahm recht, wenn er heute in einem Interview im „Handelsblatt“ sagt: Fußball rettet nicht die Welt. – Aber ich bin schon der Überzeugung: Fußball kann viel bewirken. Und ich glaube, gerade in einer Zeit, in der die Gesellschaft sich immer stärker polarisiert, teilweise leider auch radikalisiert, in einer Zeit, in der die Fliehkräfte in einer Gesellschaft immer mehr zunehmen, bedarf es wieder mal gewisser Ereignisse, die zumindest in der Lage sind, einen Großteil der Gesellschaft, der Bevölkerung hinter sich zu versammeln. Und ich bin der Überzeugung: Gerade eine Fußballeuropameisterschaft kann dieses Ereignis sein, ein modernes Lagerfeuer der heutigen Zeit.

Wir als Unionsfraktion haben es uns deshalb zur Aufgabe gemacht, diesen Antrag zu stellen, und das nicht nur, um pflichtschuldigst die Regierung zu kritisieren. Und Frau Kollegin Hostert, ich muss da auch klar sagen: Der Antrag kam nicht aus dem luftleeren Raum, sondern es gab ja massive Kritik an der Bundesregierung seitens der UEFA. Es gab massive Kritik an der Bundesregierung zu den zehn Austragungsorten. Es gab massive Kritik an den Bundesländern. Die UEFA-Chefs haben gesagt, die Bundesregierung weise keine Vision auf, die mit dieser Fußballeuropameisterschaft verbunden ist. Sie haben ihr vorgeworfen: Die Bundesregierung liefert nicht. – Deswegen haben wir diesen Antrag eingebracht, und ich bin froh, dass wir jetzt konstatieren können: Opposition wirkt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, vieles von dem, was kürzlich umgesetzt wurde, ist insbesondere auf Druck der CDU/CSU-Fraktion ins Werk gesetzt worden.
Ob es das Mobilitätskonzept ist, ob es das Tourismuskonzept ist oder das leider erst sehr spät weiterentwickelte Sicherheitskonzept: Aus meiner Sicht hat die Bundesregierung jetzt auf der Zielgeraden Maßnahmen ergriffen. Aber, Frau Hostert, Sie haben das Kulturprogramm erwähnt. Wie ist das dotiert? Mit 13,2 Millionen Euro. Aus meiner Sicht, mit Verlaub, nimmt sich dieses Kulturprogramm vor dem Hintergrund relativ bescheiden aus, dass alle zehn Austragungsorte jeweils deutlich mehr aufwenden als die Bundesregierung. Sich hier mit dem Nachhaltigkeitsprogramm und dem Kulturprogramm groß zu feiern, das ist, glaube ich, etwas zu kurz gesprungen.

Ich bin froh, dass sich jetzt auch die Deutsche Bahn hier als Förderer, als Unterstützer beteiligt, insbesondere indem günstige Tickets für den Spieltag – für die 2. Klasse für 30 Euro und für die 1. Klasse für 40 Euro – angeboten werden. Das alles sind ganz wichtige Maßnahmen, die aus meiner Sicht mit dazu beitragen können, dass wir nicht nur ein positives Bild nach außen geben, sondern dass diese Europameisterschaft auch nachhaltig stattfinden wird.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, jetzt wird auch wieder von der Ampelkoalition der Vorwurf kommen – die Regierung äußert sich ja interessanterweise zu unserem Antrag nicht –, der Antrag sei unnötig, es sei alles schon erledigt. Nur, wenn Sie sagen, der Antrag kommt verspätet – das war Ihr Vorwurf in der ersten Lesung –, dann ist dies natürlich ein sehr verräterisches Argument, weil es impliziert, dass offenbar das Defizit durchaus vorhanden war, dass durchaus Handlungsbedarf vorhanden war.

Vor dem Hintergrund, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen: Es war richtig, dass wir hier dieses Thema gesetzt haben.
Ich sage auch mal ganz offen, wenn Sie sich jetzt hier als Ampelkoalitionäre abfeiern, was die Europameisterschaft anbelangt: Wenn wir diesen Antrag nicht gestellt hätten, wäre das Thema Europameisterschaft überhaupt kein Thema gewesen.

Es wird auch viel bringen. Der deutsche Einzelhandelsverband geht davon aus, dass mit der EM ein zusätzlicher Umsatz in Höhe von 3,8 Milliarden Euro generiert wird. Das Finale werden über 300 Millionen Menschen weltweit am Fernseher verfolgen.

Deshalb zum Abschluss wirklich ein herzliches Dankeschön, nicht nur an die UEFA. Sie sind zwar die Veranstalter, aber dieses Turnier könnte nicht stattfinden, wenn sich nicht 16 000 Volunteers mit beteiligen würden, wenn nicht an neun der zehn Austragungsorte das Rote Kreuz und in Hamburg der Arbeiter- und Samariterbund tätig wären. Deshalb ein herzliches Dankeschön an alle, die diese Europameisterschaft möglich machen!
 

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