Angesichts der schwierigen Lage auf vielen Höfen plant die Union ein Hilfspaket für die Landwirtschaft. Marlene Mortler erklärt im Interview, warum die Not der Landwirte so groß ist und weshalb wissenschaftliche Fakten bei Glyphosat ausgeblendet werden.
Frau Mortler, viele Landwirte kämpfen derzeit ums Überleben. Wie wollen Sie denen helfen?
Wir planen derzeit ein Paket an Maßnahmen von finanziellen Hilfen bis zu Steuererleichterungen. In der Diskussion befinden sich u.a. die Möglichkeit der Anhebung des Bundeszuschusses zur Landwirtschaftlichen Unfallversicherung, neue Liquiditätshilfen für unsere Bäuerinnen und Bauern und mögliche Mengenvereinbarungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien.
Wo liegt eigentlich das Problem? Warum ist die Not der landwirtschaftlichen Betriebe derzeit so groß?
Unsere Landwirte kämpfen mit einer ganzen Reihe von Problemen: Immer mehr (bürokratische) Auflagen belasten sie auch finanziell. Die viel zu niedrigen Erzeugerpreise, nicht nur bei Milch und Schweinefleisch, sowie eine schwache Auslandsnachfrage und Importverbote z. B. nach Russland machen ihnen das Leben schwer. Schließlich sehen sich die Landwirte auch mit pauschalen Angriffen, Besserwisserei und Kritik an ihrem Berufsstand konfrontiert. Sie fühlen sich zurecht als Spielball zwischen Parteipolitik und den Interessen der NGOs.
Neben den Milchpreisen macht den Landwirten aber auch die Diskussion um Glyphosat zu schaffen. Die Entscheidung für eine Wiederzulassung wurde beim letzten Treffen auf EU-Ebene vertagt. Warum ist das Pflanzenschutzmittel eigentlich so umstritten und wie geht es nun weiter?
Immer mehr Organisationen haben Angst und Panikmache als Geschäftsmodell entdeckt. Sie reden gezielt alles schlecht. Das funktioniert am besten bei emotionalen Themen wie Ernährung und Gesundheit. Wissenschaftliche Fakten werden dabei gerne zu Gunsten der Deutungshoheit ausgeblendet. Kein Stoff ist zu 100 Prozent gefahrlos – die Dosis macht das Gift. Deshalb sind Grenzwerte und die Risikoabschätzung so wichtig. Unter den Pflanzenschutzmitteln ist Glyphosat mit am besten erforscht. Wird es sachgemäß eingesetzt, besteht kein Krebsrisiko. Das bestätigte jetzt auch erneut der gemeinsame Ausschuss für Pflanzenschutzmittel-Rückstände (JMPR) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sowie der Gesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen. Ich setze nun bei der vertagten Entscheidung auf die Kraft der Fakten und der Vernunft.
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