Gerda Hasselfeldt im Interview mit dem ARD/ZDF-Morgenmagazin

Die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt spricht im Interview mit dem ARD/ZDF-Morgenmagazin über die aktuelle Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung über die Geburtenentwicklung in Deutschland´.

Frage:
Sie waren Bundesbauministerin, Bundesgesundheitsministerin, Sie sind jetzt noch Bundestagsabgeordnete. Sind Sie eine Rabenmutter?

Gerda Hasselfeldt:
Ich glaube, dass es an der Zeit ist, die Begriffe "Rabenmutter" oder auch "Herdprämie" aus unserem Wortschatz völlig zu streichen. Denn so eine Ausdrucksweise führt auch dazu, dass so manche berufstätige Mutter sich wirklich diskriminiert fühlt. Wir dürfen ihr kein schlechtes Gewissen machen.

Sondern wir müssen alle daran arbeiten, dass Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich gut funktioniert. Bei den meisten Frauen funktioniert es auch gut.

Frage:
Aber sorgen Sie mit Ihrem Betreuungsgeld und dessen hartnäckigem Durchsetzen nicht auch dafür, dass man als Frau vielleicht tatsächlich ein schlechtes Gewissen hat, wenn man zu Hause bleibt?

Gerda Hasselfeldt:
Mit dem Betreuungsgeld wird nicht vorgeschrieben, ob man berufstätig ist oder nicht... Das Betreuungsgeld wird dann gezahlt, wenn kein öffentlich geförderter Kita-Platz in Anspruch genommen wird, unabhängig davon, ob man berufstätig ist oder nicht berufstätig ist.

Für mich ist beides wichtig, das Betreuungsgeld auf der einen Seite und der notwendige Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Da haben wir in manchen Regionen noch Nachholbedarf. Das darf nicht an der Regelung zum Betreuungsgeld scheitern. Wir brauchen beides - beides gehört zusammen.

Frage:
Jetzt sagt diese neue Studie vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, dass wenig toleriert wird, wenn Frauen arbeiten gehen, obwohl sie Kinder haben. Ihr Kollege Norbert Geis hat in einem Interview im SPIEGEL gesagt, er glaube nicht, dass eine vollberufstätige Mutter ihren Kindern gerecht werden könne. Ist Ihre Partei vielleicht doch ein bisschen schuld an dem Bild, was die Gesellschaft hat?

Gerda Hasselfeldt:
Nun hat jeder Einzelne seine persönliche Meinung über die Frage, wie man die Kindererziehung gestalten soll.

Ich finde, dass es jeder Wertschätzung bedarf, egal, ob man nun zu Hause bleibt oder erwerbstätig ist, Beruf und Familie wie auch immer miteinander verbindet.

Ich finde, dass es auch notwendig ist, sich davon zu trennen, dass Kindererziehung nur eine Angelegenheit der Mutter ist. Auch die Väter sind in der Verantwortung. Deshalb ist die Einführung der Väter-Monate auch das Allerbeste, was wir zum Beispiel beim Elterngeld gemacht haben. Ich war von Anfang an eine eifrige Verfechterin davon und bin es auch heute noch.

Kindererziehung ist Angelegenheit der Mütter und der Väter in gleicher Weise. Da müssen wir, denke ich, auch in unserer Gesellschaft dazu kommen.

Frage:
Sie waren selbst einmal Leiterin einer Berufsberatung im Arbeitsamt. Würden Sie heute noch, egal, ob Mutter oder Vater, raten: Karriere und Kind, das geht?

Gerda Hasselfeldt:
... Jede Mutter, jeder Vater, jede Partnerschaft muss das für sich entscheiden. Auf jeden Fall ist es möglich. Ich habe es auch selbst erlebt und habe nicht das eine oder das andere in den Vordergrund gestellt, sondern wirklich beides miteinander verbunden.

Ich bin heute der festen Überzeugung, das Allerschönste, was einem im Leben passieren kann, ist die Geburt und die Erziehung von Kindern, das Heranwachsen der Kinder und das Miterziehen der Kinder... Es ist eine großartige Aufgabe.

Ich glaube, dass wir Kinder nicht als Last sehen dürfen... Sie sind Bereicherung und sie sind Zukunft. Das alles ist mit dem üblichen Leben, mit Arbeit, auch durchaus mit Karriere zu verbinden, wenn man es denn will, wenn die Partnerschaft die Bedingungen dafür gestaltet und wenn auch die Gesellschaft dafür Verständnis hat.

Da brauchen wir Verständnis von der Politik. Wir brauchen aber auch Verständnis von Seiten der Wirtschaft, was die Nutzung von Arbeitszeitmodellen und Ähnliches betrifft.

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