Drei Fragen an…Gerda Hasselfeldt
In diesen Wochen reihen sich viele historische Ereignisse um den Mauerfall vor 25 Jahren. Im September 1989 suchten DDR-Bürger Zuflucht in den bundesdeutschen Botschaften in Warschau, Prag sowie in der Ständigen Vertretung in Ost-Berlin, um eine Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland zu erreichen. Am 30. September 1989 teilte der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher in der deutschen Botschaft in Prag mit, dass alle DDR-Flüchtlinge in den Botschaften in Prag und Warschau, in die Bundesrepublik ausreisen könnten. Am 1. Oktober 1989 rollten die ersten Sonderzüge von Prag ins bayerische Hof. An diese ereignisreichen Wochen erinnert sich die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt zurück:
Frage:
Frau Hasselfeldt, welche Erinnerungen haben Sie an diese letzten Septembertage 1989, als tausende Menschen in den Botschaften in Prag und Warschau auf ihre Ausreise in die Bundesrepublik warteten?
Gerda Hasselfeldt:
„Die Bilder dieser Tage haben sich – wie bei vielen anderen auch – tief in mein Gedächtnis gebrannt: Menschen, die über Zäune klettern und Zuflucht in der deutschen Botschaft in Prag suchen, Außenminister Genscher wegen der Dunkelheit kaum zu sehen auf dem Balkon der Botschaft, der riesige Jubel bei Ankunft der Züge aus Prag am Bahnhof Hof. Dass es in diesen Tagen tatsächlich gelingt, die Menschen in die Bundesrepublik zu holen, hatten wir zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten. Umso größer war natürlich die Überraschung und die Erleichterung. Ich habe in meinem politischen Leben nie größere Freude und Dankbarkeit erlebt, als in diesen Tagen rund um den Fall der Mauer 1989.“
Frage:
Sie waren in dieser Zeit Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau – wie sah das Regieren in diesen Tagen aus, was waren Aufgaben, die diesen ereignisreichen Tagen folgten?
Gerda Hasselfeldt:
„Bei aller Freude und Dankbarkeit stellten sich bei den politisch Verantwortlichen natürlich direkt jede Menge praktische Fragen. Es gab ja für so etwas wie den Mauerfall und die Wiedervereinigung keinen Fahrplan – weder in der Geschichte noch in anderen Ländern. Es mussten also neue Wege gefunden werden. Für mich als Bauministerin ging es unter anderem darum, die Wohnsituation in der ehemaligen DDR zu verbessern – beispielweise mit eigenen Programmen bei der Städtebauförderung oder auch zur Sanierung. Außerdem mussten viele Eigentumsfragen geklärt werden. Das war eine äußerst spannende Zeit.“
Frage:
Was ziehen Sie heute für Ihre Arbeit aus den Erfahrungen im Jahr 1989?
Gerda Hasselfeldt:
„Der Fall der Mauer und die dann folgende Wiedervereinigung sind das größte Glück, das uns in unserer Geschichte in Deutschland zuteil werden konnte. In dieser Zeit als Bundesministerin an der Gestaltung der Wiedervereinigung mitwirken zu können, war ebenso großes Glück. Dieses Glücksgefühl trägt mich noch heute. Es ist Antrieb für mein politisches Engagement. Für die Geschichte können wir lernen: Umsturz geht auch ohne Gewalt – allein durch den Freiheitsdrang der Menschen.“