Gedenkstunde zum 70. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz

Der Bundestag hat heute in einer Sonderveranstaltung der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Anlass war der 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen.

Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert unterstrich in seiner Ansprache die schreckliche Symbolik des Vernichtungslagers Auschwitz. Es stehe für den perfektionistischen Vernichtungsanspruch eines Regimes.

Die moralische Aufarbeitung ende nie, betonte Lammert. So könne der Gedenktag auch Anlass zur Hoffnung sein: „Indem wir uns im Bewusstsein unserer historischen Verantwortung den drängenden historischen, humanitären Herausforderungen der Gegenwart stellen.“ Der Bundestagspräsident erinnerte zudem daran, dass Israel und die Bundesrepublik vor 50 Jahren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vereinbart hätten: „Gerade einmal 20 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz war das alles andere als selbstverständlich.“

Die diesjährige Gedenkrede hielt Bundespräsident Joachim Gauck. Er warnte davor, einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung des Holocausts setzen zu wollen. Auch wenn der Holocaust nicht mehr für alle Bürger zu den Kernelementen deutscher Identität zählen möge, gelte weiterhin: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“

Gauck sagte, er teile nicht die Sorge, dass das Interesse der jungen Generation an den nationalsozialistischen Verbrechen verloren gehe. Er sei sich aber auch bewusst, dass es zu einem Wandel in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kommen werde. Wenn man zukünftig auf die Begegnung mit Zeitzeugen verzichten müsse, so müsse die emotionale Betroffenheit nicht verloren gehen: „Auch Angehörige der dritten und vierten Generation, auch Menschen ohne deutsche Wurzeln fühlen sich berührt, wenn sie in Auschwitz auf Koffern der Ermordeten die Namen ihrer einstigen Besitzer entdecken.“

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