Staatsakt für Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker

Mit einem bewegenden Staatsakt im Berliner Dom hat Deutschland heute Abschied vom ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker genommen. Unter den etwa 1.400 geladenen Gästen waren auch die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Gerda Hasselfeldt, die Bundesminister der CSU und zahlreiche weitere Abgeordnete der CSU-Landesgruppe. Ein Staatsakt dient laut Bundesinnenministerium der „höchsten Würdigung einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die sich hervorragend um das deutsche Volk verdient gemacht hat“.

Zum Tode Richard von Weizsäckers erklärte Gerda Hasselfeldt: „Richard von Weizsäcker war einer der bedeutendsten und anerkanntesten Politiker in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er hat Deutschland geprägt, wie kaum ein anderer. Mit seiner Gabe, in den wichtigen Momenten die richtigen Worte zu finden, galt er den meisten Deutschen als Idealbild eines Bundespräsidenten – bis heute. Unvergessen ist seine prägende Rede zum 8. Mai 1985, in der er das Ende des zweiten Weltkrieges als ‚Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft‘ bezeichnete. Die Deutschen müssten ihre Vergangenheit annehmen, mit dieser leben. Das Geheimnis der Erlösung heiße Erinnerung. So waren damals seine sehr bewegenden Worte. Richard von Weizsäcker war ein Glücksfall für die Bundesrepublik Deutschland. Seine hohe Popularität hatte vor allem mit seiner Glaubwürdigkeit zu tun. Wir verlieren eine moralische Instanz, die sich bis ins hohe Alter in die Politik eingebracht hat. In diesen schweren Stunden denken wir an seine Familie und insbesondere an seine Frau Marianne.“

Die Trauerfeierlichkeiten bestanden aus einem Gottesdienst im Berliner Dom, daran schloss sich ein Staatsakt an, der in ein militärisches Abschiedszeremoniell vor dem Berliner Dom überging. Beim Staatsakt sprachen Bundespräsident Joachim Gauck, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sowie die ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Antje Vollmer.

Richard von Weizsäcker wurde am 15. April 1920 als viertes Kind von Ernst und Marianne von Weizsäcker in Stuttgart geboren. Nach dem Abitur 1937 nahm er 1945 das Studium der Rechtswissenschaft auf und promovierte 1955 zum Dr. jur. Seit 1954 war er Mitglied der CDU, von 1966 bis 1984 Mitglied des Bundesvorstandes. In den Jahren von 1979 bis 1981 war von Weizsäcker Bundestagsvizepräsident, zwischen 1981 und 1984 regierender Bürgermeister von Berlin. Am 1. Juli 1984 trat er das Amt des Bundespräsidenten an, das er bis 1994 bekleidete.

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