Vor genau 25 Jahren, am 17. Juni 1991, wurde in Bonn der Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen unterzeichnet. Bernd Fabritius weist in seinem Kommentar auf dessen besondere Bedeutung hin.

Mit der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages vor 25 Jahren wurde eine wichtige Grundlage für Frieden in Europa und der Welt geschaffen. Er bestärkte die Menschen auf beiden Seiten darin, ihren ohnehin begonnenen Dialog zu intensivieren. In diesem zivilgesellschaftlichen Prozess waren, sind und bleiben die deutsche Volksgruppe in Polen, die Polen in Deutschland und gerade auch die deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedler ganz natürliche Brücken zwischen den Ländern.


Bernd Fabritius
Foto: Privat

Im vergangenen Vierteljahrhundert haben sich die beteiligten Gruppen im Dialog weiter angenähert und in vielen Bereichen Verständnis für die unterschiedlichen Positionen entwickelt. Treibende Kraft dieses Dialoges ist der „Wunsch beider Völker nach dauerhafter Verständigung und Versöhnung“, wie es in Artikel 1 des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages treffend heißt. Auch die Klärung der Grenzfrage trug rückblickend zur Herausbildung einer vertrauensvollen Nachbarschaft bei und leistete dadurch einen Beitrag für Frieden. Dies sind nur einige der vielen kleinen und großen Schritte, die letztlich ermöglichten, dass Deutschland und Polen als Mitglieder der Europäischen Union heute in einem gemeinsamen „europäischen Haus“ wohnen.

In Zeiten des Rückfalls in nationale Egoismen und anlässlich des 25. Jubiläums wäre es ein motivierendes Signal für die zwischenstaatliche Zusammenarbeit gewesen, hätte der Deutsche Bundestag eine über die Koalitionsgrenzen hinweg mehrheitsfähige Entschließung zu diesem Verständigungswerk verabschieden können. Umso bedauerlicher ist es, dass die Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag den gemeinsamen Antrag verhinderte – allein aufgrund der Erwähnung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen und des verständigungspolitischen Beitrages der Vertriebenen und Aussiedler im Antragstext.

Die Angst vor dem Verlust lange gepflegter Feindbilder scheint für die Grünen größer zu sein als die Fähigkeit zur Anerkennung eines sich bereits über Jahrzehnte stetig verbessernden Verhältnisses zwischen den deutschen Vertriebenen und den Menschen aus jenen Gebieten, aus welchen sie vertrieben wurden.

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