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„Unsere Bauernfamilien brauchen Zukunftsperspektiven und Respekt!“ – In seiner letzten Rede zur Agrarpolitik im Bundestag blickt Artur Auernhammer auf die vergangenen Jahre zurück. Welche Herausforderungen gab es für die Landwirtschaft? Wo besteht Handlungsbedarf? Und wie kann die Politik den ländlichen Raum stärken?
Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Auch ich will in meiner letzten Rede zur Agrarpolitik in dieser Wahlperiode den Kolleginnen und Kollegen danken, die aktiv mitgearbeitet haben im Agrarausschuss, in dem wichtigsten Ausschuss des Deutschen Bundestages; denn dort geht es um das, was wir täglich auf unseren Tellern haben, um das, was wir täglich genießen. Herzlichen Dank für Ihre Arbeit!
Meine Damen und Herren, es ist jetzt aber auch Zeit, mal zurückzublicken und zu schauen, was diese „Fortschrittskoalition“ für die deutsche Landwirtschaft gebracht hat. Gestartet ist man mit einem intensiven Wahlkampf, gerade die FDP. Wenn man bedenkt, was sie den Bauern alles versprochen hat und jetzt geliefert hat, muss man sagen: Das ist verbesserungswürdig.
Diese „Fortschrittskoalition“ hat dazu geführt, dass wir die größten Bauernproteste in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erlebt haben.
Ja, das hören Sie nicht gern; das ist mir schon klar. – Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist wichtig, dass wir unseren Bauernfamilien Zukunftsperspektiven geben und dass wir unseren Bauernfamilien vor allem wieder Respekt entgegenbringen.
Sie hätten in den letzten Jahren viel liefern können. Sie loben sich jetzt dafür, dass Sie beim Wolf oder bei der Düngeverordnung etwas gemacht haben. Das Gegenteil ist der Fall. Das Thema Wolf ist nicht geklärt; unsere Weidetierhalter haben nach wie vor größte Bedenken beim Wolf. Beim Vermittlungsverfahren zum Düngegesetz haben Sie unsere Landwirte auch im Stich gelassen.
Es wird Zeit, dass sich was ändert in Deutschland.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Bauernfamilien haben – das muss ich in aller Deutlichkeit sagen – gerade seit dem Ukrainekrieg eine ganz neue Rolle. Wir müssen für die Ernährungssicherung sorgen. Es ist wichtiger denn je, dass ein Land wie Deutschland seine Lebensmittel selbst produzieren kann, dass unser Land also Ernährungssouveränität erreicht. Deshalb gilt es, unsere heimische Landwirtschaft zu unterstützen.
Landwirtschaft ist das eine. Aber Landwirtschaft ist auch die wichtigste Säule des ländlichen Raumes. Wenn es eine Aufgabe für die nächste Legislaturperiode gibt, dann die, dass wir alle daran arbeiten müssen, dass der ländliche Raum wieder gestärkt wird, und zwar in der gesamten politischen Arbeit, auch im Landwirtschaftsministerium; denn das Landwirtschaftsministerium muss zum Wirtschaftsministerium des ländlichen Raumes werden.
Nicht alles war ganz schlecht in dieser Legislaturperiode. Darum möchte ich noch ein Wort des Dankes sagen. Denn in Krisensituationen hat sich gezeigt, dass man auch sachlich zusammenarbeiten kann, gerade in Bezug auf die Maul- und Klauenseuche. Vielen Dank an den Herrn Bundesminister und vielen Dank an die Koalition, dass wir hier zuverlässig gearbeitet und Lösungen gesucht haben!
Wenn sich jemand in diesem Parlament als großer Kämpfer für die Landwirtschaft darstellt und meint, Zukunftsperspektiven geben zu können, dann muss man auch sagen: Im entsprechenden Wahlprogramm steht drin, dass man aus der Europäischen Union aussteigen will. Dass wir jetzt einen erheblichen Preisverfall bei Fleischprodukten haben, haben wir der Situation zu verdanken, dass Großbritannien mit dem Brexit aus der Europäischen Union ausgestiegen ist. Wer also die europäische Gemeinschaft verlassen will, der hat kein Herz für die Landwirtschaft.
Vielen Dank.
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