Die Immunitäts-Aufhebung ist ein Willkürakt
Das türkische Parlament hat heute mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit für die Aufhebung der Immunität von mehr als einem Viertel der Abgeordneten gestimmt. Dazu erklärt der innen- und rechtspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe, Michael Frieser MdB:
„Mit der Aufhebung der Immunität schafft sich die Regierungspartei unliebsame Kritiker vom Hals. Das ähnelt einer diktatorischen Machtergreifung und ist gerade in der derzeitigen Situation der Türkei für einen EU-Beitritt das völlig falsche Signal. Die Immunitäts-Aufhebung ist ein Willkürakt und entfernt die Türkei immer weiter von Europa. In jedem Rechtsstaat sind Parlamentarier von gerichtlicher Verfolgung ausgenommen. Der Rechtsstaat schützt sie, genauso wie die Pressefreiheit, die von Erdogan immer wieder mit Füßen getreten wurde. Nun folgt der nächste Schritt der Türkei, der unserem Demokratieverständnis völlig zuwiderläuft.
Der EU-Türkei Flüchtlingsdeal öffnet Erdogan nicht alle Türen, vor allem nicht die einer Mitgliedschaft der EU. Hält er sich nicht an Vereinbarungen und Voraussetzungen, sollten Türen wieder geschlossen werden. Genauso wie die Türkei wichtig für die EU ist, so ist die EU auch ein wichtiger Partner für die Türkei. Das sollte die Türkei nicht vergessen.
Die Türkei ist ein laizistischer Staat und soll es nach seinem Begründer Mustafa Kemal Atatürk auch bleiben.“
Hintergrund:
Die Aufhebung der Immunität soll über eine befristete Verfassungsänderung geschehen, die von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP angestrebt wird. Für eine Verfassungsänderung ist eine Zweidrittelmehrheit von 367 der 550 Abgeordneten notwendig. Bei einer 60-Prozent-Mehrheit (330 Stimmen) kann Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan eine Volksbefragung dazu einleiten. In einem Referendum reicht eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen.
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