In Deutschland lebt rund die Hälfte der Bürger auf dem Land. Doch was ist für starke ländliche Räume wichtig? Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Dorothee Bär über gute Infrastruktur, digitale Netze und eine starke Wirtschaft.
Am Mittwoch lud die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Kongress "Starke ländliche Räume - heute und in Zukunft". Experten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft diskutierten über die Entwicklung ländlicher Regionen. Mit dabei waren auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Dorothee Bär. Schmidt unterstrich, dass starke ländliche Räume eine klassische politische Querschnittsaufgabe seien. Und Bär betonte, dass durch den Kongress das Zeichen ausgehe, dass die Bürger auf dem Land keineswegs diejenigen seien, an denen die Chancen vorbeigingen. Im Gegenteil: Durch die Digitalisierung sei die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse möglich.
Doch welche Rahmenbedingungen benötigt der ländliche Raum? In ihren Kolumnen geben Dorothee Bär und Christian Schmidt Antworten:
Ländliche Räume als eigenständige Lebens- und Wirtschaftsräume erhalten
Foto: Henning Schacht
Ländliche Räume sind mehr als eine bunte Kulisse für urbane Landromantiker. Sie sind Heimat für mehr als die Hälfte der Deutschen – die Allermeisten leben gern auf dem Land. Damit das so bleibt und weil wir das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse ernst nehmen, müssen wir Zukunftsperspektiven für ländliche Räume entwickeln. Es liegt mir am Herzen, die ländlichen Räume mit ihren unterschiedlichen Potenzialen als eigenständige Lebens- und Wirtschaftsräume zu erhalten. Dabei ist die Existenzsicherung der bäuerlichen Landwirtschaft – die vielerorts soziales Rückgrat der Dorfgemeinschaften ist – entscheidend.
Die Landwirtschaft und deren verbundene Unternehmen sind für eine starke regionale Wertschöpfung unersetzlich. Aber auch die Daseinsvorsorge und Infrastruktur müssen gesichert werden. Unsere Bundesinitiative Ländliche Entwicklung setzt dabei auf die guten Ideen vor Ort. Ein Beispiel sind Mehrfunktionshäuser, in denen sich Nahversorgung, Arzt oder die Postfiliale unter einem Dach befinden können. Und mit der Weiterentwicklung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ werden wir zukünftig gezielt die ländlichen Infrastrukturen und die Belebung der Dorfkerne voranbringen.
Die Zukunft des Landes hängt an der Zukunft des Landes
Foto: Tobias Koch
Seit 2013 hat die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land in Bayern Verfassungsrang. Denn neben den Metropolregionen sind es gerade die ländlichen Räume, die unser Land und dessen Stärke ausmachen. Immerhin leben dort 70 Prozent der Bevölkerung.
Die Zukunft des Landes hängt von der Zukunft des Landes ab – genauer: der ländlich geprägten Regionen. Wollen wir also in das investieren, was unsere Leistungsfähigkeit ausmacht, müssen wir es vor allem dort tun.
Wann immer es um Zukunft geht, fällt das Stichwort Digitalisierung, deren Wichtigkeit und Relevanz für so ziemliche alle unserer Lebensbereiche längst unbestritten ist.
Die Basis jener angesprochenen Gleichwertigkeit und eines unverzichtbaren politischen Vorausblicks ist damit eine leistungsstarke und flächendeckende Infrastruktur, die wir seit dieser Legislaturperiode von Seiten der Bundesregierung mit einem inzwischen äußerst erfolgreichen Breitbandförderprogramm vorantreiben.
Mittelständische Unternehmen und landwirtschaftlicher Betriebe haben damit die technische Voraussetzung, um modern wirtschaften zu können – sie bilden das Kernstück unserer Konkurrenzfähigkeit im nationalen wie internationalen Vergleich.
Technologischer Fortschritt und der Zugang zu diesem verhindern zudem eine Abwanderung junger Menschen in die Städte – eine Grundvoraussetzung für die Prosperität der ländlichen Räume.
Doch nicht nur die ökonomische Seite der Digitalisierung spielt für unsere Regionen eine wichtige Rolle: Auch Entwicklungen im Bereich der Mobilität – etwa das Autonome Fahren, oder Car-Sharing-Modelle – verändern und verbessern unseren Alltag auch und gerade außerhalb der großen Metropolen - etwa bei den Themen ÖPNV oder bei der Möglichkeit, auch im Alter mobil und unabhängig durch selbstfahrende Autos zu bleiben.
Durch die Vernetzung von Fahrzeugen und intelligenten Verkehrssystemen ergeben sich ganz neue Möglichkeiten der Steuerung und des Verkehrsflusses – ein Aspekt, der nicht nur in Berlin, Düsseldorf oder München eine wichtige Rolle spielen, sondern auch in kleineren Gemeinden in den Ländern.
Auch im Bereich Gesundheit und bei der digitalen Verwaltung ergeben sich erhebliche Verbesserungen, weil Prozesse verkürzt, Kommunikationswege vereinfacht und der Informationsfluss verbessert wird.
Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse impliziert nicht nur einen regionalen, sondern auch einen zeitlichen Aspekt. Wollen wir die ländlichen Räume weiterhin als wirtschaftliche und gesellschaftlichen Stützen festigen, müssen wir die Fundamente weiter verbessern. Daran arbeiten wir.
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