Redeauszug des Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer in der Haushaltsdebatte im Deutschen Bundestag zum Thema Inneres und Heimat, 12.09.2024.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen!
 
Ein großartiger und wunderbarer Sportsommer mit der Fußballeuropameisterschaft, mit den Olympischen Sommerspielen und mit den Paralympics in Paris liegt hinter uns. Ich möchte bei der Gelegenheit und an dieser Stelle wirklich all unseren Athletinnen und Athleten – unserer Fußballnationalmannschaft, aber vor allem auch, das sage ich auch ganz deutlich, den Gewinnerinnen und Gewinnern der 33 Medaillen bei den Sommerspielen und der 49 Medaillen bei den Paralympics –, ihrem Umfeld, ihren Trainerinnen und Trainern und ihren Betreuern persönlich ganz herzlich gratulieren.

Diese großartigen Erfolge dürfen aber über eines nicht hinwegtäuschen: Insbesondere im olympischen Sport ist Deutschland nicht mehr in der Spitze. Wir haben einen weiteren Rückgang bei den Medaillen zu verzeichnen – kontinuierlich seit 1992, seit den Spielen in Barcelona –, und ich glaube, die Frage ist berechtigt: Ist Deutschland noch eine Hochleistungssportnation?
Ich muss ganz offen sagen: Die Reaktion des Bundesinnenministeriums, aber auch des DOSB auf dieses, glaube ich, nicht ganz zufriedenstellende Abschneiden in Paris war aus meiner Sicht der Komplexität des Themas nicht angemessen. Nur zu sagen: „Wir brauchen jetzt ein Sportfördergesetz und die Sportagentur, und dann wird alles gut“, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ist zu kurz gesprungen.

Das reicht beileibe nicht. Wir brauchen eine intensive Analyse, worauf dieses unzureichende Abschneiden zurückzuführen ist. Ich glaube, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, dass das grundsätzliche Thema schon tiefer geht, dass auch die Frage aufgeworfen werden muss und auch soll: Welche Bedeutung hat Leistung, hat Elite überhaupt noch in der heutigen Zeit in Deutschland, in unserer Gesellschaft?

Es reicht nicht, zu sagen: Wir brauchen eine Sportagentur, und dann wird alles besser. Sehr verehrte Frau Bundesinnenministerin, Sie waren ja im Frühjahr nach mehr als zwei Jahren wieder mal im Sportausschuss und haben dort angekündigt, dass Sie in diesem Jahr den Entwicklungsplan Sport und das Zentrum für Safe Sport ins Werk bringen, und es komme ein Bundessportfördergesetz. Dieses Bundessportfördergesetz haben Sie noch vor der Sommerpause angekündigt. Der Kabinettsbeschluss liegt bis heute noch nicht vor. Es gibt keinen Entwicklungsplan Sport.

Es gibt auch kein Zentrum für Safe Sport. Man kann Sie an dieser Stelle wirklich nur als reine Ankündigungsministerin bezeichnen.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen eine tiefgreifendere Reform, was die Strukturen im deutschen Spitzensport anbelangt. Wir werden uns mit dem Sportfördergesetz natürlich noch in diesem Jahr auseinandersetzen. Ich sage ganz offen, Frau Faeser: Die Kritik allenthalben aus den Bereichen der Sportverbände ist immens groß, sowohl was den DOSB anbelangt, was vor allem die Landessportbünde anbetrifft, was Teamsport Deutschland anbelangt. Es gibt eine große Verunsicherung. Es gibt große Zweifel, ob diese Sportagentur wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Vor dem Hintergrund werden wir uns auch in den Haushaltsberatungen, die jetzt anstehen, intensiv auch mit diesem Thema auseinandersetzen.

Wenn es so weitergeht, ist Deutschland weiterhin auf dem absteigenden Ast, was den Spitzensport anbelangt. Wir als CDU/CSU – das kann ich Ihnen abschließend zusagen – werden alles dafür tun, dass dies nicht eintritt.
 

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