Welche Lehren ziehen wir aus der Schlacht von Verdun? Sie wurde zum Symbol für den entmenschlichten Krieg. Die CDU/CSU-Fraktion lud zum Kongress – gerichtet vor allem an junge Leute. Einer von ihnen ist der französische Student Francis Masson.

Herr Masson, Sie sind 23 Jahre alt und studieren European Studies mit Schwerpunkt deutsch-französische Beziehungen. Welchen Bezug haben Sie zur Schlacht von Verdun?

Durch mein Geschichtsstudium an französischen und deutschen Universitäten habe ich einen besonderen Blick auf die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Die Schlacht von Verdun verstehe ich als Symbol einer schrecklichen Machtprobe zwischen Nationalstaaten, die auf Kosten aller beteiligten Bevölkerungen stattfand. Heute - ein Jahrhundert nach Verdun - ist auf dem europäischen Kontinent eine Gemeinschaft entstanden, die kein Interesse mehr an Krieg zwischen seinen Mitgliedern haben kann. Deshalb ist die Europäische Union ein erfolgreiches Projekt, um den Frieden zwischen ehemaligen Gegnern zu sichern.

Heute gilt Verdun als Ort der Aussöhnung. Wie sollten sich junge Franzosen und Deutsche begegnen und wie begegnen sie sich? Was wünschen sie sich für das Verhältnis?

Durch die deutsch-französische Versöhnung wurde Verdun auch zum Symbol einer Freundschaft, die sich ihrer Vergangenheit bewusst ist und ihre Werte zu schätzen und beständig zu pflegen weiß. Deswegen muss die Begegnung von neuen Generationen junger Franzosen und Deutscher an Erinnerungsorten wie Verdun gefördert werden. Damit wird das Bewusstsein unserer gemeinsamen Vergangenheit aufbewahrt. Doch nicht nur Deutsche und Franzosen sollten sich begegnen, sondern auch Menschen anderer Nationalitäten sollen miteinbezogen werden - damit sich unsere Partner bewusst werden, welche positiven Folgen die Aufarbeitung der schwierigen gemeinsamen Geschichte zwischen Nachbarländern haben kann. Nur so können die Werte der Europäischen Union als Friedensprojekt an die nächsten Generationen weitergegeben werden.

Was bedeutet Europa für Sie - auch mit Blick auf die Geschichte und die Lehren von Verdun?

Dass die EU zuerst ein Weg der Sicherung des Friedens ist, wurde meiner Meinung nach von meiner Generation verinnerlicht. Die jungen Generationen der älteren EU-Mitgliedstaaten wie Frankreich und Deutschland haben keinen direkten Bezug zu den Schrecken des Krieges. Unsere Erwartungen an der EU richten sich heute deshalb eher an eine Sicherung der Zukunft. Die EU, also die 28 Mitgliedstaaten, muss dafür sorgen, dass es heute in Europa keine wirtschaftlich geopferte Generation gibt - eine Generation, die wirtschaftlich abgehängt ist. 

100 Jahre Verdun - historische Hintergründe, Lehren und Zitate der Veranstaltung: Hier der Videomitschnitt:

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