CDU/CSU-Familienpolitiker Singhammer plädiert für Wahlfreiheit und unterstützt Familienministerin Ursula von der Leyen

Weil immer weniger Kinder geboren werden, sieht Johannes Singhammer finanziellen Spielraum für eine bessere Kinderbetreuung. Im ARD-Morgenmagazin antwortet er auf Fragen von Werner Sonne.

Werner Sonne: Warum die ganze Aufregung (über die Kinderbetreuung)?
 
Johannes Singhammer: Ich glaube, dass in Sachen Betreuung die Aufregung nicht so groß ist, denn richtig ist, in einigen Regionen Deutschlands besteht ein großer Bedarf an Betreuung bei jungen Eltern. Dieser Bedarf, gerade nachdem das Elterngeld eingeführt worden ist und im kommenden Jahr 2008 die ersten Eltern mit dem Elterngeld der zwölf Monate fertig werden, brauchen dann eine Sicherheit in der Betreuung.
 
Wichtig ist für uns allerdings bei der Betreuung, dass eine Wahlfreiheit besteht, dass nicht die Eltern in ein bestimmtes Modell der Kinderbetreuung gedrängt werden.... Aber dass mehr Betreuung benötigt wird, das steht fest.
 
Frage: Das klingt ja versöhnlich einerseits, und dennoch sprechen die Kommentatoren von einem "Kulturkampf" in der Union. Ist das so?
 
Singhammer: Nein, das ist nicht so, aber uns liegt die Familie am Herzen, die Eltern und die Kinder. Und deshalb überlegen wir sehr intensiv, wie wir die Zukunft gestalten können. Aber richtig ist, dass eine Diskussion um das Familienbild in Gang gekommen ist, vor allem aber auch mit dem Koalitionspartner, wobei die Unterschiede zur Sozialdemokratie schon beträchtlich sind, was das Familienbild betrifft.
 
Frage: ... Die Zahl der Unterstützer von von der Leyen scheint zu wachsen, vor allem bei den CDU-Ministerpräsidenten... Warum ist es so schlimm, wenn von der Leyen dieses Angebot machen will?
 
Singhammer: Ich glaube, dass daran nichts Schlimmes ist, wenn mehr Betreuung für Eltern zur Verfügung gestellt wird... Ich glaube, dass immer auch der richtige Ton gefunden werden muss, gerade im Hinblick auf diejenigen Eltern und Familien, die sich entscheiden, in der traditionellen Weise als Alleinverdienerfamilie Kinder zu erziehen, das heißt, dass im Regelfall die Mutter, gelegentlich auch der Vater, für bestimmte Zeit oder auch länger zu Hause bleibt und sich ganz der Kinderbetreuung widmet.
 
Für uns ist es auch wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, diese traditionelle Form der Betreuung sei irgendwie verzopft, sei etwas, was nicht anerkannt werden dürfte, sondern im Gegenteil, wir freuen uns darüber und geben gerade diesen Eltern die Anerkennung.
 
Frage: ... Selbst wenn die Pläne von der Leyens umgesetzt werden sollten, wird es nur 35 Prozent Versorgung geben. Was ist daran so schlimm?
 
Singhammer: Ich kann auch darin nichts Schlimmes erkennen. Ich denke, es gibt eine ganze Bandbreite von Betreuung. Es gibt auch die Möglichkeit und das Glück für viele Eltern, dass sie Großeltern haben, die ihre Kinder betreuen. Es gibt Initiativen über Tagesmütter, wo sich Eltern die Betreuung selbst organisieren. Auch da müssten wir aufpassen, dass diese Initiativen nicht in irgendeiner Weise abgewertet würden... Dann gibt es diese Betreuung in den Kindertagesstätten und dann später auch im Kindergarten...
 
Frage: Werden Sie die Pläne von von der Leyens unterstützen - ja oder nein?
 
Singhammer: Ich denke, dass diese Pläne unterstützt werden und dass wir bei der Finanzierung eine Lösung finden. Vor allem die Kommunen sparen ja mittlerweile viel Geld, weil leider immer weniger Kinder geboren werden. Das Geld in eine bessere Betreuung zu investieren, das macht Sinn.
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