Redeauszug der Bundestagsabgeordneten Katrin Staffler in der Bundestagsdebatte zur Berufsorientierung, Berufliche Bildung, 06.06.2024:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! 

Im Kern geht es um Folgendes: Für die dauerhafte Sicherung der qualifizierten Fachkräfte in Deutschland müssen wir jetzt die Weichen stellen. Die Themen, die wir dabei adressieren müssen, damit wir das Ziel erreichen, sind aus unserer Sicht völlig klar: Wir brauchen eine Verbesserung der Berufsorientierung, eine Stärkung der beruflichen Bildung und die Sicherung des dualen Ausbildungssystems, auf das wir hier alle – das kann man, glaube ich, sagen – zu Recht stolz sind.

Die Zahlen zeigen uns relativ eindrücklich, dass die Weichenstellung eben jetzt notwendig ist und nicht noch weiter aufgeschoben werden darf. Immer weniger Jugendliche absolvieren überhaupt eine berufliche Ausbildung, und immer mehr Menschen brechen die Ausbildung vorzeitig ab.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie weisen jetzt immer vollmundig auf die 16 Jahre Regierungszeit der Union hin. Nur: Die Lage hat sich seitdem erstens verschärft, und zweitens sind auch Sie jetzt schon seit zweieinhalb Jahren an der Regierung und hatten Zeit, das Thema anzugehen. Wer hier so groß austeilt, dem muss ich an dieser Stelle auch einmal ganz klar sagen: Sie sollten sich schon auch einmal fragen, warum die Regierungsfraktionen bis heute noch immer keinen konkreten Plan haben, wie sie das Thema angehen wollen oder welche wegweisenden Maßnahmen auf den Weg gebracht werden sollen, damit man da mal was umsetzen kann.

Das Kernproblem bleibt ja: Es gibt in Deutschland 630.000 junge Menschen – die Kollegin Connemann hat darauf hingewiesen –, die weder zur Schule gehen noch eine Ausbildung absolvieren oder irgendwie anderweitig beschäftigt sind. Sie fallen damit ja nicht nur aus dem System der schulischen und dualen Ausbildung, sondern sie haben es auch langfristig deutlich schwerer auf dem Arbeitsmarkt als andere. Sie sind deutlich öfter von Langzeitarbeitslosigkeit und später dann von Altersarmut betroffen.

Die jungen Menschen in einen Ausbildungsplatz zu vermitteln, ist also – unabhängig von der Bekämpfung des Fachkräftemangels – auch ein wichtiger Beitrag für die gesamte Gesellschaft an sich.

Wir können und wollen dabei ehrlicherweise auch nicht noch länger einfach zuschauen. Die Regierung muss endlich das Heft des Handelns in die Hand nehmen und die Maßnahmen zur langfristigen Sicherung des dualen Ausbildungssystems umsetzen.

Unsere Vorschläge liegen mit dem Antrag heute auf dem Tisch. Wir müssen die berufliche Bildung attraktiv und zukunftsfähig gestalten. Der erste Schritt wäre da zum Beispiel eine Einigung auf einen Digitalpakt 2.0 mit konkreten Maßnahmen, insbesondere gerade auch für die berufliche Bildung. Das wird aber jetzt im Juni ganz offensichtlich ja leider wieder nicht erreicht werden. Das ist bitter für alle Betroffenen, und dieses Versagen muss sich die Ministerin auch vorwerfen lassen.

Der Bund muss außerdem eine nationale Qualitätsoffensive Berufsorientierung initiieren, um in Zusammenarbeit mit den Ländern dann auch die frühe Berufsorientierung an allen Schulformen zu ermöglichen, und wir müssen stärker als bisher darauf hinarbeiten, die Gleichwertigkeit wieder zu stärken. Das duale Ausbildungssystem ist eins der Aushängeschilder Deutschlands, und das muss es auch in Zukunft bleiben. Deswegen: Stimmen Sie unserem Antrag zu! Dann haben Sie etwas Sinnvolles für die berufliche Bildung getan.

Danke.
 

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