Redeauszug des Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer in der Bundestagsdebatte zur Forschung zu Long Covid, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom, 15.3.2024:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Betroffene und Angehörige! Werte Kolleginnen und Kollegen! 

Ich möchte zuerst einmal einen Dank an die Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung für die Große Anfrage loswerden.

Es ist ein gutes Zeichen, dass wir am heutigen internationalen Long-Covid-Tag eine weitere Debatte im Deutschen Bundestag führen. Long Covid, Post Covid, ME/ CFS und Post-Vac bestimmen weiterhin das Leben vieler Menschen in Deutschland, darunter auch das von Kindern. Ich möchte ausdrücklich sagen, dass diese Kohorte zusammensteht, dass es hier keine Abwägungen oder Abschätzungen gibt, sondern dass es ein Pakt aller betroffenen Gruppen gibt und dass wir uns für alle gleichermaßen einsetzen werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, obwohl die Pandemie beendet ist, ist die Belastung vieler Betroffener unerträglich und ihre Situation von Hoffnungslosigkeit geprägt; schon häufig habe ich das hier im Plenum vorgetragen. Lassen Sie mich zwei wesentliche Bereiche ansprechen.

Erstens: Verantwortung der Bundesregierung. Die Bundesregierung ist in Form des BMG und des BMBF nicht nur zuständig, sondern vor allem verantwortlich für die Versorgung und die Erforschung. Ich möchte hier ausdrücklich meinen Dank für gute Gespräche und erste Schritte mit verschiedenen Akteuren aussprechen. Bundesminister Professor Lauterbach hat Gelder auch in schwierigen Zeiten akquirieren können, zwar nicht in der Höhe, die wir uns gewünscht hätten; aber es ist ein gutes Zeichen. – Da darf man ruhig klatschen.

Jedoch erscheint mir die Beantwortung der Fragen – ich möchte nicht sagen: lieblos – unzureichend. Ich jedenfalls hätte mir ein noch deutlicheres Bekenntnis gewünscht.

Zweitens: Forderungen an die Bundesregierung und die Ampelfraktionen. Schauen Sie vor den Reichstag! Dort demonstrieren gerade engagierte Betroffene und Angehörige und zeigen 500 Fotos von Betroffenen. Ich sage deutlich an dieser Stelle: Wir alle sehen und hören sie. Sie sind nicht allein. Das ist mir wichtig.

Ich schließe mich den Forderungen von Professorin Scheibenbogen von der Charité-Ambulanz an, dass wir deutlich mehr Forschung benötigen. Es braucht eine Dekade der Long-Covid-Forschung, inklusive zehn Forschungsinstitute, die sich auch mit ME/CFS und Post- Vac befassen. Gelder müssen abgerufen werden und deutschlandweit in mehreren Forschungsprojekten investiert werden. Dafür braucht es flexible Strukturen und auch die Einbeziehung von Betroffenen. Auch müssen wir engagierte Unternehmen und Start-ups unterstützen. Es gibt viele, die gute Präparate entwickeln; es fehlt jedoch an Geld.

Auch möchte ich hier noch mal erwähnen, dass das Kriterium der Belastungsintoleranz unbedingt in die Förderbescheide zukünftiger Forschungsanträge aufgenommen werden muss. Wir dürfen den Betroffenen nicht schaden.

Ich komme zum Schluss. Außerdem fordere ich einen Parlamentskreis hier im Deutschen Bundestag, der sich mit postinfektiösen Erkrankungen befasst. Für Mitstreiter wäre ich dankbar und interfraktionell offen. Das Thema darf politisch und gesellschaftlich nicht verloren gehen. Wir sind den Menschen schuldig, Lösungen zu finden.

Danke schön.

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