Die einstige Benediktinerabtei Kloster Seeon hat schon viele prominente Gäste beherbergt – unter anderem auch Wolfgang Amadeus Mozart. Heute gehört das Kloster dem Bezirk Oberbayern und wird als Eigenbetrieb geführt.
Seit 1993 zieht Kloster Seeon als Tagungszentrum und -hotel Gäste aus aller Welt an. Als eines der schönsten historischen Ensembles im Chiemgau ist es Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen.
Gründung im Mittelalter
994 wurde das Kloster gegründet. Stifter sind Pfalzgraf Aribo I. und seine Gemahlin Adala. 999 findet die erste urkundliche Erwähnung des Klosters statt. Ein Brand vernichtet 1561 einen Großteil des Klosters, verschont bleiben Kirche, Abtskapelle und Hospital. Es folgt der Wiederaufbau: Beide Kirchtürme erhalten Zwiebelkuppeln, die Kirchenschiffe Malereien. Im 17. Jahrhundert schließt sich die Teilbarockisierung der Kirche, der Neubau diverser Gebäudeteile, darunter die Neue Abtei (Festsaaltrakt einschließlich Lambertisaal und Fürstenzimmer), sowie ein weitgehender Neubau der Trakte um den Innenhof an. 1755–1758 wird die Alte Abtei um ein zweites Obergeschoss aufgestockt. Zwischen 1761–1780 ist Wolfgang Amadeus Mozart mehrmals zu Gast in Seeon.
Umbau zum Bad Seeon
1803 wird das Benediktinerkloster im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Ein Großteil des Klosterkomplexes wird an den Münchner Bäckermeister Franz Xaver Distler verkauft, der die Klosterbrauerei in Eigenregie fortführt. Distlers Schwiegersohn Georg Reichenwallner eröffnet 1816 in den ehemaligen Klostergebäuden ein Kurbad. Zum Festland wird ein Damm aufgeschüttet. 1852 wird das „Bad Seeon“, wie es jetzt heißt, an Dona Amélie (1812–1873), die in Lissabon residierende Witwe Kaiser Pedros I. von Brasilien, verkauft. Nach ihrem Tod 1873 erwirbt der mit der Zarenfamilie Romanow verwandte Fürst Nikolaus Romanowskij die Gebäude als Wohnsitz. Die beiden Söhne lassen den Seeoner Baukomplex 1892 zum Schloss umgestalten.
Vielfältige Nutzung
1934 ersteigert der Großindustrielle Dr. Max Wiskott Schloss Seeon. Er vermietet die Anlage an die NSDAP zur Einrichtung einer SA-Schule, gleichzeitig wird ein Teil vom Reichsarbeitsdienst genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg ist Seeon erst Nachkriegslazarett, dann Flüchtlingslager („Sudetenheimstätte“). 1953 wird Seeon von der Familie Wiskott verkauft, anschließend wird es als Hotel mit Gaststättenbetrieb und als Polstermöbelfabrik mit rund 100 Beschäftigten genutzt. Zwischen 1958–1978 beherbergen die Gebäude eine Schule des Bundesgrenzschutzes, dann eine Kaserne der Bayerischen Bereitschaftspolizei; in diese Zeit fallen diverse Um- und Anbauten. 1978 wird die Anlage von der Erzdiözese München und Freising erworben, um die Übereignung an eine Sekte zu verhindern, und 1986 an den Bezirk Oberbayern verkauft.
Seeon wird Tagungsstätte
1989 beginnt die umfangreiche Sanierung, Restaurierung und Modernisierung, die 1993 mit der Eröffnung des „Kultur- und Bildungszentrums des Bezirks Oberbayern“ mit angeschlossenem Tagungshotel abgeschlossen wird. Die CSU im Bundestag veranstaltet im Januar 2017 zum ersten Mal ihre Klausurtagung in Kloster Seeon.
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